Sehr geehrter Mitglieder des Vorstands des SJR,
liebe Freund:innen des Augsburger Modular Festivals,
wir – die Mitglieder der Club & Kulturkommission – sind echte Fans, Unterstützende, Besuchende und auch
Mitwirkende (Clubbühne) des Modular Festivals. Der SJR, das Modular Orgateam und nicht zuletzt die
vielen ehrenamtlichen Helfer:innen haben gemeinsam stets großes vollbracht. Dafür gab es von uns immer
den allergrößten Respekt. Das Modular Festival steht in einer Reihe von Jugendkulturfestivals in unserer
Stadt, die die Szene, aber auch die Stadt, seit mehr als 20 Jahren inhaltlich maßgeblich prägt. Angefangen
vom X-large, Pop-City, über das Modular Festival am Wittelsbacher Park bis hin zur erfolgreichen
Etablierung des Festivals am neuen Kultur- und Kreativstandortes Gaswerk Augsburg. Wir alle haben das
Ende des legendäre X-Large Festival miterlebt und die lange Durstrecke bis zum Modular Festival
hinnehmen müssen. Die Vorzeichen sind für das Modular leider durchaus vergleichbar. Wieder sind es
ausschließlich SJR interne Themen, die so wichtig diese auch sein mögen, nicht den Fortbestand des einzig
relevanten Pop- und Jugendkulturfestivals in Schwaben gefährden dürfen. Wir hielten bisher die beim SJR
angesiedelte Trägerschaft für das Modular Festival für richtig. Aus unserer Sicht „gehört“ das Festival
aber allen Augsburger:innen und nicht der SJR darf alleine über revolutionäre und für den Fortbestand
gefährliche Änderungen entscheiden. Es ist für uns als beteiligter Fachverband in Augsburg völlig
unverständlich, warum der Rotstift an einem funktionierenden, professionell aufgebauten und
erfolgreichen Projekt angesetzt wird. Dazu gehören auch die zuletzt 500 ehrenamtlichen Akteur:innen,
die mit dem Projekt „Modular-Festival“ einen lieb gewonnen Ankerpunkt in Augsburg bekommen hatten.
Aus unserer Sicht gab es einen Pakt zwischen den Veranstaltenden (SJR), der Stadt Augsburg, den
Bürger:innen und den Kulturschaffenden der Pop-Stadt Augsburg. Ziel war für alle Beteiligten immer ein
bestmögliches Festival zu organisieren. Nicht zuletzt beteiligte sich die Stadt Augsburg in der Form von
Zuschüssen und Defizitausgleich in all den Jahren mit einer Summe im 7-stelligen Bereich. Diesen Pakt
scheint der Stadtjugendring nun einseitig aufkündigen zu wollen. Wir verstehen darüber hinaus auch
nicht, warum die Entscheidung lediglich intern getroffen wurde. Bei einem solch relevanten Projekt und weit
über den SJR hinausgehenden Radius muss mehr und rechtzeitig gesprochen werden. Wir wären als
CUKK jederzeit zu Gesprächen und Mithilfe bereit gewesen. Transparent ist das diesjährige Vorgehen,
beginnend mit dem immer wieder verschobenen Vorverkaufsstart für 2024 seit dem Sommer, auf keinen
Fall.
Die Berichterstattung und Gespräche der letzten Woche bzgl. den Entscheidungen zum Modular Festival
2024 sind ein Schock für uns. Aufgrund der Zeitachse wurden bereits Tatsachen geschaffen, die weder
der Stadt Augsburg noch der freien Szene bekannt waren. Wir halten die getroffenen Entscheidungen
fachlich wie inhaltlich für falsch. Nach allem, was wir wissen, wird der planwirtschaftliche Ansatz
des Festivals 2024 mit einer hohen Wahrscheinlichkeit das Ende des Modular bedeuten. Wir möchten
diese Annahme begründen und unsere Hilfe für die Rettung des Augsburger Modular Festivals
anbieten. Wir können aus fachlicher Sicht ebenfalls sagen, dass es sich dabei mitnichten um ein Festival
von „höher, schneller, weiter“ handelt. Das Gegenteil ist der Fall und das Festival wurde dafür auch schon
vielbeachtet ausgezeichnet. Das Festival wird allein schon wegen der räumlichen Bedingungen nicht größer
als 2023 werden können. Nun wurde auch das Festival in 2023 auch noch in allen Belangen positiv und
den Zielen entsprechend erfolgreich umgesetzt, dass wir eine künstliche, fürs Festival nicht notwendige
„Verkleinerung“ aus fachlicher Sicht für unsinnig halten. Nach einem Rekordjahr darf kein Flop
Aufgrund von Kahlschlag am Programm und den Inhalten werden.
Es ist klar, dass die Vereinfachung des Festivalkonzepts überproportional durch Einsparmaßnahmen im
Kulturprogramm erreicht werden. Hierdurch könnten zum einen die Freie Szene, wie z.B. junge DJs oder
Bands, nicht mehr so zum Zug kommen, wie es in der Vergangenheit der Fall war und große Bookings,
welche als Frequenzbringer dienen, nicht mehr getätigt werden. Die geplante Verkleinerung mitsamt der
Mindereinnahmen lassen rein rechnerisch nur folgenden Schluss zu: Im Bereich Programmplanung
(Bühnen und Mitmachprogramm) wird es eine 60-40%ige Budgetkürzung geben müssen. Wie sollen
so eine annähernd sinnvolle Auslastung (bei ähnlichem Ticketpreis wie 2023) erreicht werden? Aus
unserer Sicht ist dieser praxisferne Ansatz des SJR Vorstands zum Scheitern verurteilt. Wir rechnen in
diesem Fall mit einer Halbierung der geplanten Besucherzahlen. Das Defizit für das Festivaljahr 2024 lässt
sich errechnen und ließe eine Fortsetzung 2025 alleine aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu. Dies
würde für den Wirtschafts- und Kulturstandort Augsburg einen erheblichen Verlust bedeuten.
Aber auch im Hinblick auf das reine Einsparpotenzial bei den Erstellungskosten wird der Plan nicht
aufgehen. Die Bespielung des Gaswerks durch diverse Veranstalter hat in den letzten Jahren gezeigt,
dass die Kosten zur Nutzbarmachung der Flächen für eine Großveranstaltung mit höheren Beträgen
verbunden sind, die sich durch leichtere Schwankungen in der Besucherzahl kaum verändern. Diese
Beträge bleiben in Relation bestehen. Gerade wenn die zusätzlichen Entwicklungen der gesamten
Veranstaltungswirtschaft betrachtet werden – vom Sicherheitsdienstleister bis zum Bühnentechniker und
steigenden Gagen – sind wenig bis keine Preisentspannungen zu erwarten.
Dazu kommt noch: Die Überplanung des SJR wurde entgegen der hauseigenen Expertise durch das
Modular Festivalteam getroffen. Wir als Fachverband wurden nicht einbezogen und verurteilen, dass der
SJR nicht auf die eigenen Fachleute hört, sondern eine Entscheidung trifft, die in der freien Szene
bestenfalls auf totales Unverständnis trifft. Derzeit bereits gekündigt haben Festivalleitung sowie die
technische Leitung. Die Leitung Booking / Marketing wird Stunden reduzieren. Unter diesen Vorzeichen
hält die CUKK ein erfolgreiches Modular 2024 für unerreichbar. Die Nichtexistenz eines
Ticketvorverkaufs sowie eines Lineups deuten auf ein „worst case“ Szenario hin. Alle anderen Festivals
in Süddeutschland – also die Konkurrenz im Buhlen um die Liveacts – sind bereits viel weiter. Diese
buchen die Künstler:innen, die wir gerne in Augsburg sehen würden. Aufgrund von Gebietsschutz in den
Verträgen mit den anderen Festivals sind diese Acts für das Modular für 2024 nicht mehr buchbar.
Wir fordern den Kulturausschuss auf, die Planung des SJR kritisch zu hinterfragen. Verwaltung bis
Stadtspitze stehen in der Verantwortung alles Mögliche zu tun, um das Ende des Modular Festivals
abzuwenden.
Ein Lösungsansatz:
- Wir fordern: Der SJR soll das Festival in 2024 in der bisher organisierten Form (Vorlage 2023)
mindestens bis 2024 weiterführen, die bisher tätigen verantwortlichen Personen mit sofortiger
Wirkung wiedereinstellen, um einen Totalschaden an dem wichtigen Projekt zu vermeiden. Falls
nötig sofortiges „outsourcen“ der für den SJR nicht bewältigbaren Themen um 2024 nach Vorlage
2023 möglich zu machen.
- Um zu retten was noch zu retten ist, wird ein erhebliches zusätzliches Engagement der Stadt Augsburg
und alle am Modular interessierten Bürger:innen notwendig sein. Die Mitglieder der CUKK sind jedenfalls bereit zu helfen.
- Parallel sollte der SJR, die Stadt Augsburg und mögliche beteiligte Personen gemeinsam versuchen,
berechtigte Herausforderungen des SJR zu klären und für 2025 zeitnah eine nachhaltige Lösung für das Modular zu finden.
Es darf hierfür keine Denkverbote mehr geben. Sollte der SJR Fortbestand, Qualität, Nachhaltigkeit, Besucherzahlen,
überregionale Ausstrahlung usw. (Vorlage ist das 2023er Modular) nicht sicher stellen können, muss sich der SJR als
allein verantwortlicher Veranstalter zurückziehen. Ergebnis wäre dann eine geänderte neue Trägerstruktur,
die zwischen Stadt Augsburg und SJR unter Einbeziehung der freien Szene gestaltet werden muss.
Dieser Vorgang muss bis zum Festival 2024 abgeschlossen sein, damit der Ticketvorverkauf sowie die Planung für 2025
unmittelbar nach dem 2024er Festival starten kann.
Mit freundlichen Grüßen
Die Vorstände der Club & Kulturkommission Augsburg e.V.
Helena Gladen, Bernhard Klassen, Sebastian Karner
Für Rückfragen, Interviews etc. steht unser 1. Vorstand Sebastian Karner sehr gerne zur Verfügung.
Mail: sebastian.karner@clubundkultur.com
Mobil: +49 179 2985120
Bildnachweis: Sarah Jansky / Modular Festival